Samstag, 15.04.2023 Studanny / Kommilitanny
Inhaltsangabe: psychische Erkrankungen (Ängste, Depressionen, Zwänge, Borderline), Klinikaufenthalt, Tabakkonsum, Essen, Angespanntheit, Prüfungsangst, Versagensangst, Reizüberflutung
Als ich gestern Abend gerade schlafen wollte, habe ich nochmal schnell geschaut, ob das Ergebnis meiner Hausarbeit endlich online ist und, was soll ich schreiben? Ich copypaste mal: „2,3! Ich habe nicht nur bestanden, ich habe eine 2,3! Ich glaub’s nicht. Ich bin jetzt Studanny!“ Damit habe ich echt nicht gerechnet, da es mir seit August 2022 mental immer schlechter ging. Ich habe es zwar geschaft mehrmals die Woche in die örtliche Bibliothek zu gehen und zu lernen, aber die Hausarbeit war doch noch um einiges herausfordernder.
Ich hatte Angst davor zu verkacken und mir zu beweisen, dass ich nicht studieren sollte. Ich bin Arbeiter*innenkind und die erste Person in meiner Familie, die studiert. Ich habe eine Hauptschule besucht.
Es läuft so gut bei mir. Ich sollte niemanden den Platz in der Klinik wegnehmen! Ich habe hier nichts verloren. Diese scheiss Krankheit. Ich hab’s so gut und trotzdem geht’s mir so schlecht. Ey, Studanny! Bleib mal locker. Studanny haben wir mich schon länger genannt. A., eine sehr gute Freundin hat mich gestern Komilitanny genannt. Fand ich auch gut. Ich hasse dieses elitäre Wort Kommiliton*in, aber das finde ich gut. Danke A..
6.30 Uhr Boah! 2,3! Wie gut ist das denn? Erst mal chillen. Oder ich drehe mir eine und dann chille ich. Oder, ich chille ein wenig, drehe mir eine, rauche und chille dann wieder. Um 8.00 Uhr gibt’s Frühstück. Danach gehe ich in den Tagesurlaub. Wat’n Stress!
8.10 Uhr Frühstück wie gehabt, ohne Honig! Ja geil.
8.34 Uhr (Die Sekunden weiss ich nicht mehr!) Es ist soweit. R. bekommt die Nachricht aller Nachrichten. „Guten Morgen. Ich bin soweit! :-)“
8.45 Uhr Da die Reinigungskraft gerade in unserem Zimmer ist, setze ich mich kurz ins Wohnzimmer, um dort nicht zu stören und schaue in die dort rumliegende Zeitung von heute. Ich kann’s nicht fassen! Die Herta-Spieler mussten schon wieder ihre Trikots ausziehen, weil sie mal wieder verkackt haben und das noch gegen GE. Das letzte mal Trikotabzug ist noch gar nicht so lange her. Lächerlich! Ich finde ja, dass die Ultras sich gestern auch keine Mühe gegeben haben und sie ihre T-Shirts… Äh. Richtige Macker laufen ja eh schon oben ohne rum, dann müssen se halt ihre Schlüpper abgeben. Oder so.
9.45 Uhr Ich habe mich bei der Therapeutin abgemeldet und kann tatsächlich bis Abends wegbleiben. Das ist komisch, den Safespace so schnell wieder zu verlassen, aber ich will zu R., Fussball gucken und auf den Geburtstag von S.. Schaunwama.
10.00 Uhr Auf dem Weg holen wir noch Brötchen, halten noch am Supermarkt und holen uns noch Tiefkühlpommes fürs Mittagessen. Endlich wieder vernünftiges Essen, ey!
15.30 Uhr Boah! Gegen Stuttgart wird’s bestimmt schwer und das Gute ist, dass, wenn Stuttgart gewinnt, GE wieder auf den Vorletzten Platz landet. Also ist doch alles…
WOW! Dazu schreibe ich jetzt nichts mehr.
18.00 Uhr Schnell noch zum Geburtstag fahren und kurz Hallooo sagen. Sind nicht viele Menschen da und ich bin trotzdem sofort reizüberflutet. Ich bereue es aber nicht. Ganz im Gegenteil!
20.30 Uhr Wow! Eine halbe Stunde früher in der Klinik, als ich sein müsste. Das ist Perfekt. Wenn ich etwas hasse, dann das wenn ich zu spät komme. Am Fenster des Pflegeraums klebt ein Zettel. Die Nachtschicht ist krank und somit sollen sich die Leute fürs Zurückmelden in der Station nebenan melden. Kein Ding, mach ich. Als ich mit der Person spreche, sagt sie so:“ Wir haben schon versucht, Sie anzurufen!“ „?????“ “ Ja, wir haben Sie für 20.00 Uhr erwartet.“ „?????????“ „Ist nicht schlimm. Sie sind ja jetzt da.“ Ich will nach Hause. Das ist das schlimmste für mich. So peinlich. Das werde ich mir die nächsten Tage erst einmal schön immer und immer vorwerfen. So habe ich wenigstens etwas zu tun. So ein Kack.
Gute Nacht. 🙁