Tag 30

Mittwoch, 10.05.2023 – Tor für Mailand!

Inhaltsangabe: psychische Erkrankungen (Ängste, Depressionen, Zwänge, Borderline), Schlaganfall, Klinikaufenthalte, Tabakkonsum, Essen, trans* Feindlichkeit, Sodbrennen, Schlafprobleme, Angespanntheit, Tierausbeutung, Rassismus, Ableismus

Ich habe es geschafft den Bann zu brechen!!!11!!11
Meine Zwänge erlauben es mir nicht „kaputtes“ Geschriebenes weiter zu benutzen. Im Falle des Blogs ist das so, wenn ich nur einen Tag nicht aufschreibe, ist der Blog „kaputt“ und ich kann ihn löschen. Jetzt habe ich 13 Tage gebraucht, um doch wieder zu schreiben und den Blog nicht zu löschen. Ich bin sehr stolz auf mich.

6.30 Uhr Ich sitze im Gemeinschaftszimmer und schreibe meinen Tagesplan auf. Meine Nacht war sehr unruhig und ich hatte solche Albträume, bei denen ich in echt öfter mal laut werde. Das hängt mir auch noch ganz schön nach. Und trotzdem fühle ich mich seit Montag so fit, wie schon Monate nicht mehr. Das ist so ungewohnt, dass ich am Montag wie gelähmt war und den halben Tag verpennt habe. Gestern lief’s schon besser, heute wird gut. Das habe ich mir auf jeden Fall vorgenommen.

8.00 Uhr Frühstück – Die regen mich alle oft einfach auf. „Das essen schmeckt nicht!“ (tierleid-Produkte), Meine Mama sagt immer, ich sei ihr kleiner Indi…. (Native American heisst das, du verdammter *&@*>%*!, Anm. der Redaktion)“, „Ich reite so gerne!“ (Reiten ist Tierausbeutung und -quälerei!, Anm. der Redaktion), „Auf dem einen Foto sehe ich nicht aus, als hätte ich einen Schlaganfall!“ (ableistisch/ behindertenfeindlich, Anm. der Redaktion), und noch andere Originalzitate von privilegierten, Weissen, oft männlich gelesenen. Wie soll ich dabei gesunden? R. hat mir gesagt, dass ich gerade das in der Therapie ansprechen soll, da ich dort ja an der richtigen Stelle dafür bin. Ich mache das auch, aber 1. ist mein Bezugstherapeut seit gestern krank und ich bekomme evtl. eine Person an die Hand, zu der ich nicht so ein Vertrauensverhältnis aufgebaut habe und 2. ist es mir unangenehm, das anzusprechen und mich dort herauszunehmen ider als etwas Anderes/Besonderes darzustellen. Da muss ich halt durch. Erst mal eine ins… Nö, ich rauche schon weniger und will spätestens bei der Entlassung damit aufhören.

8.30 Uhr Werken – Mein Hocker oder eher die Einzelteile nehmen langsam Form an. Freu mich total drauf. Ich mag auch den Therapeuten. Er hat etwas von Kurt Krömer. Den fand ich schon immer symphatisch und spätestens seit Chez Krömer finde ich ihn richtig cool. Ein Comedian, der versucht, nicht nach unten zu treten. Cooler Typ. Also der Kurt. Aber der Therapeut auch. Nur anders. Ich mag ihn. Also den Therapeuten! Aber den Kurt auch. Puh, ist das anstrengend!
…und albern! Also nicht der Dr.! Ach, lassen wir das.


11.00 Uhr Die Gruppentherapie fällt aus. Endlich wird mir ein wenig Druck abgenommen. Dise Sitzungen kosten mir immer sehr viel Kraft. Es ist nicht so, dass es mir nichts bringt, aber mir ist nicht nach quatschen in dieser Gruppe. Ich kümmere mich gerade um zu individuelle Probleme und habe keine Lust, mir irgendetwas aus den Fingern zu saugen. Dafür regen die mich schon genug auf. Dafür kann ich mich jetzt bis 12.00 Uhr aufs Bett hauen und meinen Soziologie-Schinken, das Soziologie-Buch von Anthony Giddens. Ein richtig guter Schinken mit ganz viel Inhalt. Ich bin zuvor bis Seite 74 von 989 gekommen und fange jetzt einfach nochmal von vorne an. Das ist zu lange her, also Monate, als ich das gelesen hatte.

12.30 Uhr Mittagessen ist gegessen und jetzt hau ich mich erst einmal bis 14.00 Uhr hin, weil ich gegen 14.15 Uhr das eventuelle Einzelgespräch mit der Vertretung habe. Ich werde auf jeden Fall als aller erstes klar stellen, dass es mir unangenehm ist und ich eingeschränkt reden werde, da ich zu der Person kein so gutes Verhältnis habe, wie zu meinem Bezugstherapeuten.

14.15 Uhr Überraschung! Das Einzel fällt aus. Einerseits gut, andererseits macht mir das den Tagesplan komplett kaputt und ich weiss nichts mit mir anzufangen. Erst einmal pennen…

17.00 Uhr Ich zwinge mich, wach zu bleiben und den Wecker nicht wieder weiter zu stellen. Ganz schön anstrengend, ey! Wenigstens habe ich mich heute nach dem Werken und dem Duschen danach, meine Augen zu schminken und so rum zu laufen. Ohne geschminkte Augen fühle ich mich nackt, aber ich brauche auch Selbstvertrauen, um damit rum zu laufen. Und das beste ist? Das wasserlösliche Zeugs hat das Schlafen überstanden. Yeahi!

19.00 Uhr Jetzt gehen wir meine (Ent-)Spannungskurve durch und ich spreche es, wie jeden Tag an, dass ich mich schwer damit tue, die entspannten Zeiten aufzuschreiben. Jetzt habe eine Gefühlsliste und mache mehrmals täglich in Entspannungs-Situationen einen Body Scan und schaue, wie und wo sich das für mich anfühlt. Das wird mir helfen.

19.30 Uhr Schnellen Schrittes mache ich jetzt noch meinen täglichen Abendspaziergang und geniesse die frische Luft im Wald. Gut, dass wir an unserer neuen Wohnung auch einen Wald in der Nähe haben. Das wird etabliert.

21.14 Uhr Milan gegen Inter Mailand läuft auf dem Laptop, 14te Minute und es steht 0:2. Gute Nacht! :-*